Homeoffice ist Flexibilität: „Natürlich kannst du aus Peru weiter arbeiten"
Gut 2 1/2 Monate habe ich aus Peru, Chile und Bolivien gearbeitet – und wäre Corona nicht dazwischen gekommen, wäre ich noch weitere drei Monate dort geblieben. Ich habe mein Office also nicht nur nach Hause verlegt, sondern zusätzlich die Zeitzone gewechselt. Rein technisch war das kein Problem. Wie mein ganzes Team bin ich ohnehin vollständig mobil ausgestattet. Der einzige limitierende Faktor war hin und wieder die etwas instabile Internetverbindung.
Für mich bedeutet Homeoffice daher vor allem eines: Flexibilität. Ich wollte reisen, nebenbei eine Sprache lernen und trotzdem weiterarbeiten. Gemeinsam mit meinen Chefs und dem Rest des Teams haben wir einen Rhythmus gefunden, in dem mir das möglich war. Und damit bin ich in meinem Team übrigens nicht allein. Mein Kollege Arthur z.B. ist irgendwann von Bielefeld nach Trier gezogen. Vor Ort sehen wir ihn seither meistens nur noch zu unseren Developer Days, die alle zwei Monate stattfinden.
„Es war anfangs die größte Herausforderung im Team integriert zu sein, obwohl man sich nicht mehr jeden Tag im Büro sieht“, sagt er heute. „Aber genau dafür sind unsere täglichen Stand-Ups super, in denen wir uns morgens abstimmen, die To Do’s durchgehen und mögliche Blockaden klären.“ Außerdem trinken wir auch gerne ein virtuelles Feierabendbier zusammen oder halten einen spontanen Pauschen-Schnack per Video-Call ab. So hatte auch ich in Peru nie das Gefühl, „nicht mehr dazu zu gehören“.
Christin findet übrigens, dass wir „durch Teams doch irgendwie alle sehr nah beieinander sind“ und freut sich, dass sie sich ihren Arbeitstag flexibel einteilen und so auch ihrer „Familie gerecht werden kann. Wenn nachmittags mal ein familiärer Termin dazwischen kommt, kann ich mich online einfach ausstempeln und später weiter arbeiten. Diese Flexibilität hätte ich nicht, wenn ich sieben Stunden am Stück im Büro sitzen würde.“
Quatschen ist wichtig: „Hallo zusammen, ich bin jetzt auch da"
Ich bin bei uns fürs Marketing zuständig und schreibe häufig darüber, wie gut sich die Werkzeuge von Atlassian für orts- und zeitunabhängige Zusammenarbeit eignen. Sechs Stunden zurück und ca. 10.000 km entfernt war ich selbst der lebende Beweis dafür, dass das stimmt.
Mein Arbeitstag in Südamerika hat üblicherweise kurz nach dem Mittagessen meiner Kollegen angefangen. Während sie sich also einer nach dem anderen per Chat aus der Mittagspause zurück gemeldet haben, hieß es von mir meistens: „Hallo zusammen, ich bin jetzt auch da.“ Das mag banal klingen, ist für uns aber wichtig. In der Firma guckt man im Zweifel einfach beim Kollegen ins Büro, um die eine oder andere Frage loszuwerden. Virtuell geht das nicht. Virtuell weiß man auch nicht unbedingt, ob der andere überhaupt am Arbeitsplatz sitzt. Und da ich insgesamt sehr flexible Arbeitszeiten hatte, war dieses kurze „Hallo“ umso wichtiger.
Meine Aufgaben lagen, wie sonst übrigens auch, auf meinem Marketing Board in Jira. Die generelle Abstimmung über anstehende Projekte, hat ebenfalls routiniert in unseren zweiwöchentlichen Nachschub-Meetings stattgefunden. Diese finden grundsätzlich virtuell statt, weil bei uns ja jeder flexibel mal von zu Hause, mal aus dem Büro arbeitet und man so bei der Planung nicht lange Kalender prüfen muss, um herauszufinden wo man sich trifft.
Ist eine Aufgabe auf dem Board, kommunizieren wir in der Regel direkt dort innerhalb der jeweiligen Registerkarte über Fortschritt, Zuarbeiten oder Änderungen und schieben die Karte je nach Status über das Board. So lang, bis die Aufgabe als „erledigt“ markiert ist. Da ich häufig texte, landet ein Großteil meiner Arbeit zudem im verknüpften Confluence. Dort haben meine Kollegen ebenfalls die Möglichkeit, direkt zu kommentieren und Änderungen vorzunehmen oder Zusatzmaterial hinzuzufügen. Hin und wieder arbeiten wir auch einfach gleichzeitig am selben Dokument. So ist a) jeder immer auf dem gleichen Stand, b) sind alle Komponenten zentral an einer Stelle gesammelt und c) weiß jeder wo er oder sie zu gucken hat.
„Da wir alle die gleichen Tools zur Kommunikation benutzen, die Routinen kennen und uns daran halten, funktioniert die Abstimmung und letztlich die ganze Zusammenarbeit remote so gut“, erklärt Arthur und Christin ergänzt: „Diese Regeln sind fest definiert, für alle gleich und man wird direkt während der Einarbeitungsphase entsprechend instruiert. Da kann eigentlich nichts schiefgehen.“
Disziplin gehört dazu: „Weg mit der Jogginghose"
Ob nun im Hostel in Peru oder in meiner Bielefelder Wohnung: Für mich besteht die größte Umstellung beim Homeoffice in der Selbstorganisation. Die räumliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit entfällt, genau wie bestimmte Routinen. Theoretisch könnte ich mich auch im Bademantel an den Schreibtisch setzen. Aber da widerspricht Arthur vehement: „Disziplin und Routinen sind wichtig. Ich mache mich morgens genauso fertig, als würde ich ins Büro fahren. Außerdem plane ich eine richtige Mittagspause ein und halte mich daran. Genau wie kurze Kaffee- oder Teepausen, in denen ich wirklich bewusst aufstehe und den Raum wechsle. Man muss gerade im Homeoffice darauf achten, zwischendurch in Bewegung zu kommen und raus zu gehen, denn der Weg zur Arbeit entfällt ja beispielsweise.“
Kurze Kaffeepausen zwischendurch sind auch im Homeoffice wichtig, um den Kopf wieder frei zu bekommen, erklärt Arthur.
Vertrauen durch die Vorgesetzten: „Mach deinen Job da, wo es am besten passt"
Als Christin, Arthur und ich darüber diskutiert haben, warum die Arbeit aus dem Homeoffice bei uns so gut klappt, ist ein Aspekt immer wieder aufgetaucht: Vertrauen.
„Es gibt keine strengen Kontrollen“, sagt Arthur. „Eigentlich gibt’s nur den digitalen Zeitstempel.“ Mehr braucht es aber auch nicht. Denn: „Die Scrum- und Kanban-Systematiken, nach denen wir arbeiten, liefern uns alle Möglichkeiten zur Selbstkontrolle“, findet Christin. „Es ist zu jeder Zeit klar, was zu tun ist. Gleichzeitig ist die Arbeit aber auch so organisiert, dass sie gut schaffbar ist.“ So wird einfach kein Unterschied gemacht, an welchem Ort wir arbeiten: „Das ist natürlich auch ein Vertrauensbeweis des Arbeitgebers uns gegenüber. Darum sind wir auch motiviert damit gut umzugehen“, sagt sie.
Die Mischung macht's
Ich finde es großartig, dass es mir unsere Art der Zusammenarbeit ermöglicht hat, meinen Job von einem anderen Kontinent aus zu machen und freue mich, dass wir auch jetzt – da wir zwangsweise alle immer im Homeoffice sitzen – problemlos zusammenarbeiten können. Ich kann auch die vielen Vorteile des Homeoffice total gut nachvollziehen: „Man spart sich den Arbeitsweg und hat mehr Ruhe, kann fokussierter arbeiten“, findet Arthur zum Beispiel. „Da alles digital organisiert ist, ist grundsätzlich immer alles erreichbar, egal wo man ist“, freut sich auch Christin, die wie ich besonders die Flexibilität des Ganzen schätzt.
Und trotzdem werde ich jetzt nicht zum reinen „Homeofficer“. Ich werde meine Arbeit künftig einfach weiterhin dort machen, wo es für den jeweiligen Tag am sinnvollsten ist und ich am produktivsten sein kann. Das wird sicher zwischendurch mal zuhause sein. Das ist aber ganz sicher auch oft das Büro. Und vielleicht ist es ja irgendwann auch nochmal Südamerika. Einfach weil’s geht.