Die Ursprünge des SAFe Frameworks gehen auf das Jahr 2011 zurück, in dem Dean Leffingwell das "Agile Enterprise Big Picture" definierten.
Durch die Integration von Prinzipien des Lean-Managements, Agilität und DevOps streben die Erfinder von SAFe danach, große Unternehmen in die Lage zu versetzen, ihren Kund:innen rasch und flexibel einen Mehrwert zu bieten.
Inzwischen gibt es das SAFe Framework in der 6. Generation – Die Scaled Agile Inc. hat diese im Februar 2023 released.
Komplexität als Vorteil
Einer der auffälligsten Aspekte von SAFe ist seine anfängliche Komplexität. Doch gerade diese Komplexität bietet große Vorteile für große Organisationen. Das Framework legt einen sehr detaillierten Weg fest und etabliert hierarchische Rollen sowie Einheiten, die dazu beitragen, dass sich komplexe Organisationsstrukturen in SAFe wiederfinden. Die klare Struktur von SAFe schafft übersichtliche Abläufe und klare Hierarchien und ermöglicht es so, offene Fragen zwischen verschiedenen Teams zu klären.
Grundlegende Prinzipien und Werte von SAFe
Die Grundwerte von SAFe
Als Basis des Frameworks dienen vier grundlegende Werte, die Orientierung für die Umsetzung agiler Praktiken in großen Organisationen geben sollen. Die Förderung dieser Werte und daraus abgeleitete Verhaltensweisen tragen zu einer effektiven Nutzung des Frameworks bei:
- Abstimmung: Arbeiten Organisationen nach dem SAFe Framework, legen sie großen Wert darauf, dass alle Teams und Abteilungen innerhalb einer Organisation auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet sind. Die Abstimmung auf eine gemeinsame Vision und strategische Ziele ist entscheidend, um die Effizienz und Wirksamkeit der agilen Praktiken sicherzustellen. Sichergestellt wird diese Abstimmung durch feste Rhythmen für Planung und Reflexion. So gibt es bei SAFe beispielsweise auch eine Retrospektive, wie wir sie von Scrum kennen.
- Built-in Quality (Eingebaute Qualität): Qualität ist ein zentraler Wert in SAFe. Nach dem Framework wird von Anfang an Wert darauf gelegt, eine hohe Produktqualität sicherzustellen. Flexibilität soll dabei niemals zulasten von Qualität gehen.
- Transparenz: Durch SAFe wird Transparenz auf allen Ebenen der Organisation gefördert. Eine offene Kommunikation und ein transparenter Informationsfluss sind entscheidend, damit Teams effektiv zusammenarbeiten können.
- Implementierung: Nach SAFe erfolgt die Arbeitsausführung in Programmen, welche 5-12 agile Teams zusammenfassen und eine Mission verfolgen. Teams und Programme müssen in der Lage sein, durch die Auslieferung von hochwertigen Produkten den Geschäftserfolg zu sichern.
Was sind die 10 Prinzipien von SAFe?
Die Prinzipien des Scaled Agile Frameworks haben das Ziel, das gesamte Unternehmen durch eine Entscheidungsfindung nach Lean-Agile-Prinzipien zu optimieren. Diese Prinzipien beeinflussen nicht nur Führungskräfte, sondern sollen bei allen Mitarbeitenden wirken. Sie lenken die Denkweise weg vom traditionellen Wasserfallmodell hin zu Lean-Agile.
- Ökonomische Sichtweise
- Systemisches Denken anwenden
- Variabel bleiben und Optionen bewahren
- Inkrementelles Arbeiten mit schnellen, integrierten Lebenszyklen
- Meilensteine auf objektive Bewertung funktionierender Systeme stützen
- Wertschöpfung ohne Unterbrechung fließen lassen
- Fester Rhythmus, Abstimmung mit der bereichsübergreifenden Planung
- Intrinsische Motivation von Wissensarbeiter:innen fördern
- Dezentrale Entscheidungsfindung
- Wertorientiert organisieren
Neben den definierten Werten, Prinzipien, komplexen Ritualen und Rollen gibt es zwei Besonderheiten des Frameworks:
Arbeit in Agile Release Trains
Ein zentraler Bestandteil von SAFe ist der sogenannte Agile Release Train, in dem mehrere Teams zusammengefasst werden, um gemeinsam ein übergeordnetes Ziel zu erreichen. Diese Art der Zusammenarbeit fördert die Koordination und Integration von verschiedenen Teams, was zu einer effizienteren und harmonischen Umsetzung von Projekten führen kann. Darüber hinaus ermöglicht SAFe die Synchronisation mehrerer Trains über verschiedene Stufen hinweg, was besonders in großen Organisationen mit komplexen Projekten von Vorteil ist.
Portfoliomanagement in SAFe
Ein weiteres herausragendes Merkmal von SAFe ist das integrierte Portfoliomanagement, das dem Framework eine besondere Dimension verleiht. Diese Funktion ermöglicht es Organisationen, ihre Projekte strategisch zu planen und zu verwalten, wodurch eine umfassende Kontrolle über das gesamte Portfolio gewonnen wird.
Herausforderungen und potenzielle Nachteile
Trotz der Vorteile können die Struktur und Ausrichtung von SAFe auch Herausforderungen mit sich bringen. Zwar wurde das Framework bereits in vielen Organisationen erfolgreich implementiert, die Struktur und die Prozesse sind allerdings sehr komplex. Die Lernkurve ist also gerade zu Beginn sehr steil und der Implementierungsaufwand hoch.
Darüber hinaus besteht durch die vielen Regeln, Rollen, Artefakte & Co. die Gefahr der Überregulierung. Es wird zum Teil als sehr bürokratisch empfunden, was dazu führen kann, dass Teams an Agilität einbüßen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Erfahrungen mit SAFe von Organisation zu Organisation variieren können. Ein gründliches Verständnis der spezifischen Bedürfnisse und Kontexte einer Organisation ist entscheidend, um die Vor- und Nachteile von SAFe abzuwägen und die Implementierung entsprechend anzupassen.
Unser Fazit zu SAFe
Insgesamt bietet SAFe eine umfassende Lösung für große Organisationen, die komplexe agile Herausforderungen bewältigen müssen. Es ist jedoch entscheidend, die Balance zwischen Struktur und Flexibilität zu finden, um die Vorteile von SAFe optimal zu nutzen, ohne dabei in unnötige Einschränkungen zu geraten.